
Die Schellackpolitur gehört nicht nur zum Alltag eines Restaurators, sie ist auch eine Wissenschaft für sich. Viele Wege führen nach Rom – jeder Restaurator entwickelt im Laufe seiner beruflichen Laufbahn seinen eigenen Weg zur perfekten, hauchdünnen Hochglanzoberfläche.
Aber was ist eine Schellackpolitur?
In Frankreich entwickelte sich um 1800 die Ballenpolitur, auch „Französische Politur“ genannt. Davor wurden Möbel überwiegend gewachst, bzw. das Wachs poliert oder mit dem Pinsel lackiert. Vor allem die Epoche des Biedermeier ist untrennbar mit der Schellackoberfläche verknüpft.
Was ist Schellack?
Schellack, das Grundmaterial für Schellackpolitur, stammt vom Lackbaum (Laccifer lacca), der hauptsächlich in Indien, Thailand und anderen asiatischen Ländern beheimatet ist. Der Schellackharz wird von weiblichen Lackschildläusen produziert, die sich an den Ästen des Lackbaums festsetzen und sich dort nach der Befruchtung verpuppen. Sie ernähren sich vom Pflanzensaft des Lackbaumes. Aus den Ausscheidungen der Läuse kann dann Schellack gewonnen werden. Die Hersteller reinigen und entfärben die Exkremente und bringen den Schellack anschließend in unterschiedliche Handelsformen. Besonders populär ist der so genannte Blätterschellack (siehe Foto). Man kann Schellack in unterschiedlichen Farben kaufen: Rubinschellack (besonders geeignet für die Politur von Mahagoni-Möbeln), Schellack Lemon oder Blond und Schellack gebleicht.
Was braucht man für eine Schellackpolitur:
- Polierballen
- Bimsmehl
- Alkohol
- Schellack
- Polieröl
Wie funktioniert eine Schellackpolitur?
Die Schellackpolitur ist eine komplexe Oberflächenbehandlung, die aus drei verschiedenen Schritten besteht: dem Porenfüllen, dem Schichtaufbau und dem Auspolieren.

- Beim Porenfüllen reibt der Restaurator feinstes „Mehl“ aus Bimsstein verbunden mit Schellack in die Poren des Holzes. Gerade bei Nussbaum können auch Laien offene Holzporen gut erkennen (siehe Foto). Je größer die Poren sind, desto aufwendiger und zeitaufwendiger ist das Füllen. Der Möbelrestaurator nennt diesen Arbeitsschritt „bimsen“. Dieser Vorgang kostet nicht nur Kraft, sondern muss oft über Tage hinweg wiederholt werden. Das Füllen der Poren ist sehr wichtig, da nur so die charakteristisch spiegelnde Oberfläche der Schellackpolitur erzielt wird.
- Im nächsten Arbeitsschritt erfolgt der Schichtaufbau. Der Restaurator überzieht nun den Ballen mit einem feinen Leinen und trägt den Schellack mit gleichförmigen Bewegungen auf die Oberfläche auf. Um gleichmäßig Polieren zu können greift der Möbelrestaurator hier gerne auf einen paar Tropfen Polieröl zurück. Bereits polierte Flächen dürfen nur mit äußerster Vorsicht erneut bearbeitet werden. Nach jeder neuen Schicht muss die Oberfläche trocknen. Dieser Schichtaufbau wird fortgesetzt, bis eine spiegelglatte Oberfläche entsteht.
- Der letzte Schritt ist das „Auspolieren“ (also Entfernen) des Polieröls. Das Auspolieren erfolgt mit einer Lösung von Benzoeharz in Ethanol.
Schellack-Möbel auffrischen, bzw. generell lackierte Möbel auffrischen gehört aber meist eher zur Arbeit des Restaurators als der Aufbau einer komplett neuen Politur. Das liegt einfach an der Natur der Sache, schließlich kommen die Möbel bereits mit einer Oberfläche in die Werkstatt. Hier geht es darum, die alte Lackoberfläche zu bewahren und durch Regeneration zu neuem Glanz zu verhelfen.
